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Kurzbericht Angeltrip Alanya (3. November 2010)

Hier ein kurzer Bericht vom Angelversuch im Türkeiurlaub (Okurcalar, Nähe Alanya).

Vorbereitung

Um im Türkei-Urlaub die Chance zu haben, auch mal einen Fisch zu fangen, wurde eine Angel samt Rolle eingepackt. In Erwartung relativ kleiner Fische und in Anbetracht des schon gut gefüllten Koffers war es dann nur eine kurze Teleskoprute von 2,40m mit 30-50gr Wurfgewicht und eine sehr kleine Stationärrolle mit 20er Monofilschnur, die den Weg ins Reisegepäck fand. Ein wenig Zubehör (Posen, Haken, Twister, etc.) vervollständigte das Ganze.
Wir haben dann kurz probiert, vom Steg aus zu angeln und dann eine Tour vom Boot aus mitgemacht, bei der hauptsächlich Kugelfische gefangen wurden.

Angeln am Steg

Zur Hotelanlage gehörten auch zwei Stege, die ca. 30m weit ins Meer hinaus führten. An deren Ende betrug die Wassertiefe ca. 3m.
Der Grund war im Bereich des Spülsaums steinig, danach dann gleichmäßig abfallend und sandig.

Steganlage

Beim Schnorcheln konnten folgende Fische beobachtet werden:

Das Angeln am Steg haben wir 2x kurz versucht. Allerdings ohne die Chance, wirklich etwas zu fangen. Brot als Köder fiel aus; das war zu frisch und fiel sofort vom Haken. Nicht besser erging es kleinen Stückchen der Wurst vom Büffet. Diese löste sich regelrecht im Wasser auf.
Dank der kräfigen Strömung parallel zum Ufer war auch an ein vernünftiges Angeln nicht zu denken.
Generell ist es aber nicht unmöglich, auf diese Art Fische zu fangen. Beim nächsten Mal würde ich dann aber längere Spaziergänge zu etwas felsigeren Küstenabschnitten machen und von dort aus (nach Anfüttern) angeln, wahrscheinlich mit Hühnerfleisch oder speziell präpariertem Brot als Köder.

Angeln vom Boot

Durch Zufall gerieten wir an unserem Hotelstrand an einen Verkäufer, der auch Angeltripps im Angebot hatte. Das, was uns dort erzählt wurde, hörte sich ganz gut an; der Preis war unter der Schmerzgrenze, also wurde sofort gebucht.
Am nächsten Morgen dann die Abholung durch den Chef der Agentur und kurzer Plausch beim Transfer zum ca. 1km entfernten Hafen. Wir sollten mit 4 Anglern auf dem Boot sein. Die anderen 3 (auch Deutsche) waren bereits an Bord und montierten ihre Ruten.
Da sie schon öfters das mitgemacht hatten, hatten sie eigene Ausrüstung und spezielle selbstgebastelte Montagen dabei und auch selbst Köder mitgebracht (gesalzenes Hühnerfleisch). Das sollte sich als großes Glück herausstellen.
Meine Angelausrüstung wurde vom Skipper begutachtet und für gut befunden. Da gesagt wurde, dass wir am Grund angeln würden mit 80gr Blei in 60m Tiefe, war ich natürlich sehr skeptisch.
Zielfisch sollte der "Ballon" sein. Die anderen Angler erzählten, dass damit ein Kugelfisch gemeint sei, den sie in den Vorjahren schon bis zu Stückgrößen von 4kg gefangen hätten.
Aufgrund des extrem gefährlichen Gebisses wurden Paternostermontagen mit Drahtarmen genutzt, an denen die Haken mit Einhängern befestigt waren. 7x7 Stahlvorfächer sollten zu schwach sein und von den Fischen durchgebissen werden können.
Vom Skipper bekam ich dann eine Vorfachmontage mit 2 Haken und befestigte diese an meiner 20er Hauptschnur. Es ging dann kurz raus (weniger als 1km) und das Angeln begann. Es ist wohl überflüssig zu erwähnen, dass die Angelstelle ohne Hilfsmittel (GPS, Echolot) angefahren wurde; obwohl dass im Verkaufsgespräch angepriesen worden war ...

Warten auf den ersten Biss

Natürlich kam es wie befürchtet: Beim ersten Stopp (ca. 50m Tiefe) war zu merken, dass man mit der 20er Mono-Schnur und 50gr Blei überhaupt kein Gefühl beim Grundangeln hat; der erste Abriss der Montage ließ dann nicht lange auf sich warten.
Also schnell den Skipper um eine Leihangel gebeten. Das, was ich dann bekam, war ein großer Schock. So etwas würde bei uns nicht mal im Sperrmüll landen: eine abgebrochene Vollglasrute; jetzt nur noch ca. 1,20m lang. Die Rute hatte keine Ringe mehr; die Schnur war durch die noch vorhandenen Ringstege geführt. Die Rollte war ein älteres Plastikmodell (ca. 8000er Größe) mit defektem Schnurfangbügel und angerosteter Bremse; bespult mit ca. 40m 70er Monoschnur!
Ich war schockiert! Was nun? Ein vernünftiges Angeln mit diesem Gerät war wohl nicht möglich und wollte ich mir dann doch nicht antun.
Also wurde schnell ummontiert: Die große Rolle mit der dicken Schnur kam an meine Teleskopangel, von der ich dann die obersten Ringe nicht nutzte. So hatte ich dann eine ca. 1,80m lange Angel mit einem gefühlten Wurfgewicht von 100gr. Schnell noch die Montage angeknotet, den Schnurfangbügel notdürftig repariert und die Bremse halbwegs zum Funktionieren gebracht. Danach die Haken zurechtgebogen, mit Hühnchenfleisch bestückt und ab ging es in die Tiefe. Zum Glück war es nicht mehr ganz so tief, so dass ich mit der Schnur gerade noch den Grund erreichen konnte.
Der Angeltag konnte beginnen!

Fertig beköderte Montage

Kurze Zeit später dann Aufregung an Bord: Bei den anderen Anglern gab es einen Biss, der Anhieb glückte und es wurde etwas gedrillt. Wie sich kurze Zeit später herausstellte, war es tatsächlich einer der Kugelfische.

1. Fang

Das Exemplar war ca 50cm lang und lieferte eine guten Drill. Da es an Bord weder Gaff noch Kescher gab, mussten alle Fische an der Schnur herausgehoben werden. Zum Glück hatten die Angler eine Zange dabei, sonst wäre das Abhaken problematisch geworden. Bei diesem ersten Fisch gab es gleich eine Vorführung, was diese mit ihrem Gebiss alles anstellen können. Das reichte, um uns den nötigen Respekt zu vermitteln.
Da der Skipper um die Giftigkeit der Fische wusste, wurde der Fisch anschließend wieder reingesetzt.
Übrigens war dieser im Drill von einem gleich großen Artgenossen bis zur Oberfläche begleitet worden.

Das war ja ein vielversprechender Auftakt. Wir waren alle hoch motiviert.
Kurze Zeit später ruckte es an meiner Angel recht energisch und ich setzte den Anhieb. Der Fisch hing und der Drill begann. Die Gegenwehr war beachtlich. Nach kurzer Zeit konnte ich dann ein etwa gleich großes Exemplar an der Wasseroberfläche bewundern; ein sehr schöner Anblick durch die Färbung der Fische im Kontrast zum Türkisblau des Meeres und auch die die schlanke Form der Fische, die ich überhaupt nicht mit Kugelfischen in Verbindung bringen konnte.

Kugelfisch an der Oberfläche

Der Fisch hatte ca. 55cm Länge und knapp 4Pfd Gewicht.

Mein Erster!

Leider hatte er den Köder tief inhaliert, so dass von dem Drahtseitenarm nur noch ca. 2cm aus dem Maul heraussahen. Ohne Zange wäre die Operation wohl nicht möglich gewesen. Das Geräusch der zuschnappenden Zahnleiste auf dem Metall werde ich wohl lange nicht vergessen; ich hatte Angst, dass die Zange das nicht mitmacht.
Es stellte sich später heraus, dass der Haken nicht im Rachen dieses Fisches hing, sondern einen kleinen Kugelfisch erwischt hatte, der ihm noch im Rachen saß.
Nachdem er dann die Freiheit wiederbekommen hatte, angelten wir weiter, allerdings nicht lange, da der Skipper wohl einen Anruf bekommen hatte und andere Stellen ansteuerte. Wie sich herausstellte, fuhr er noch ein Hotel an und wartete, dass "Spätbucher" einzeln mit einem Schlauchboot zu uns gebracht wurden. In der Zeit war leider kein Angeln möglich. Nachdem die neuen Gäste mit dem tollen Leihgerät ausgestattet worden waren, ging es dann an die nächsten Stellen (in der Nähe) und wir versuchten wieder unser Glück.
Leider waren das aber nicht so die ergiebigen Fanggründe; es zuppelte zwar öfter, aber das waren nur Kleinfische; maximal mal ein kleiner Kugelfisch von 30cm.

Schriftbarsch

Rotbrasse

Nachdem dann die Gesichter immer länger wurden, steuerte der Skipper eine andere Stelle an; jetzt lagen wir direkt vor unserem Hotel; ca. 800m vom Land entfernt.
Hier gab es dann doch wieder öfter Kugelfischbisse. Leider konnten diese aufgrund des Materials den Drill öfters zu ihren Gunsten entscheiden. Nichtsdestotrotz konnten noch ungefähr 8 Exemplare gelandet werden; allerdings waren diese mit 40-50cm nicht mehr so groß wie am Morgen.

Zahnreihe

Kugelfisch, halb aufgeblasen

Es passierte noch einige Male, dass die Fische im Drill von 1-2 Artgenossen begleitet wurden.
Obwohl wir auf das Mittagessen verzichtet hatten, um keine wertvolle Angelzeit zu verlieren, war der Ausflug gegen 13:00 Uhr dann doch zu Ende und wir fuhren ca. 1,5km am Strand lang zurück zum Hafen.
(Viel länger hätten wir auch nicht angeln können, da der Ködervorrat des Skippers nur für 2 Angler ausreichend war (!) und wir nur deswegen solange weiterangeln konnten, weil die 3 deutschen Angler sich ca. 1kg gesalzenes Hühnchenfleisch vom Metzger mitgebracht hatten und brüderlich teilten.)

Fazit
Der Angeltag hat riesigen Spaß gemacht. Dazu zählte neben dem herrlichen Wetter natürlich auch der Fangerfolg; wobei die Fische erstaunlich kampfstark waren. Die paar kleinen bunten Beifänge sind natürlich auch eine willkommene Abwechslung gewesen und wurden jedes mal gebührend bestaunt und fotografiert.
Schade war nur, dass die Ausrüstung an Bord den Namen nicht verdient.
Wenn man solch einen Tripp mitmachen möchte, sollte man also eine passende Ausrüstung inkl. Zange und Hakenlöser und auch eigende Köder dabei haben.

Informationen zum Kugelfisch (Lagocephalus sceleratus)

(auch Hasenfisch oder Hasenkopffisch genannt; englisch pufferfish)

Diese Fischart ist wohl erst in den letzten Jahren über den Suez-Kanal aus dem Roten Meer ins Mittelmeer eingewandert.
Waren diese Fisch vor 3-4 Jahren im Mittelmeer noch relativ selten, scheinen sich diese jetzt schon enorm vermehrt zu haben.
Vorsicht! Diese Fische können extrem giftig sein!
Einige berichten von giftigen inneren Organen und der Haut; andere berichten, dass die Fische hauptsächlich zur Laichzeit Gift abgeben. Dieses Gift (Tetrodoxin) kann in kurzer Zeit schwere Vergiftungserscheinungen (Muskel- / Atemlähmung, Kreislaufversagen) bewirken und sogar zum Tod führen.
Dem Gift macht Erhitzen nichts aus!
Auch wenn diese Fische wohl zu bestimmten Jahreszeiten gegessen werden können, sollte das keiner ausprobieren!

 

 

Mullet
8. November 2010

 

© salmo trutta